#12 NYC – Meet Me Halfway
„17 minutes until arrival“ steht auf dem Display im Sitz vor mir. Während ich die letzten Snack-Bretzel Reste mit meinem Wasser runterspüle, das inzwischen nur noch aus halb geschmolzenen Eiswürfeln besteht und ich draußen am Fenster den Wolken zuschaue.
Ich sitze im 3. und letzten Flug meiner Heimreise. Die letzten 12 Stunden bestanden aus im Flugzeug kauern, den Rücken verrenken, an Flughafen Gates schlafen und Sandwiches für 12$ das Stück essen. Grob zusammengefasst: Viel Warten.
Über Denver, CO und Salt Lake City, UT bin ich von Miami zurück nach Portland geflogen. Also fast einmal über die komplette kontinentale USA. Zwei Klimazonen, die nicht verschiedener sein könnten. Während es in Miami ganzjährig schwül warm ist, hat es in Portland 2 Tage zuvor noch geschneit.
Aber das gerade beschriebene ist ja nur das Ende eines Trips, der besser hätte nicht sein können. Das hier wird Teil 1 von 2 meiner April Reise:
Anfang März wurde ich von ein paar Freunden angerufen und gefragt ob ich nicht Lust hätte mich mit ihnen irgendwo in den USA zu treffen. Urlaub. Was ich erst nur als Sauflaune abgestempelt hab stellte sich über die nächsten Tage und Wochen als ernsthafte Drohung heraus.
Reisepässe wurden beantragt, Hotels und Flüge gebucht und am 02.04. stand ich dann plötzlich am JFK Airport in New York. Wir haben uns auf New York und Miami geeinigt, weil das die Anreise für alle etwa gleich lang und schlimm macht.
Von Küste zu Küste
Als ich am John F. Kennedy Airport angekommen war, (einer von 3 NY Flughäfen) war mein erstes Ziel irgendwie in unser AirBnB in Hoboken zu kommen. Ich, im südöstlichen Brooklyn, musste also einmal quer durch die Stadt auf die New Jersey Seite des Hudson Rivers.
Mein Plan war eigentlich gleich mal das bekannte New Yorker Subway System auszuprobieren, aber das war mir dann um 11 Uhr nachts zu blöd und langwierig, weshalb ich für 100$ einen Uber genommen habe. Faulheit kostet Geld. Und zwar nicht wenig.
In Hoboken angekommen hab‘ ich dann das erste Mal seit 7 Monaten 3 meiner Freunde aus Deutschland in Person wiedergesehen. Was soll ich sagen – Es hat sich nicht viel verändert. Nach 10 Minuten war alles beim Alten und es hat sich fast so angefühlt als wäre das letzte Treffen nur ein paar Wochen her.
Tag 2 – Im Touristen Wunderland
Was mir meine Freunde nochmal sehr vor Augen geführt haben ist wie sehr ich mich an das Leben in den USA gewöhnt habe. Viele Beobachtungen und Kulturschocks, die ich nach meiner Ankunft letztes Jahr im August hatte habe ich mit den „neuen“ Deutschen nochmal erlebt. Das fängt schon bei eigentlich kleinen Dingen wie dem anderen Geräusch der Polizeisirenen an.
Tag 1 startete wie alle folgenden Tage auch starten sollten – Gehen. New York ist riesig. Größen mäßig aber auch auf Hinblick der Einwohnerzahl. Allein Manhattan, einer der 5 Stadtteile, hat mehr Einwohner als ganz München.
Erster Tagespunkt nach der Subway Fahrt von New Jersey nach New York war Frühstück. Ich selbst war während meiner kompletten Zeit in den USA noch nie in einem IHOP (International House Of Pancakes) und dachte mir so ein typisch zuckerreiches amerikanisches Frühstück mit einer gefühlten 50/50 Chancen auf Diabetes pro Mahlzeit wär‘ doch der perfekte Einstieg in unseren Trip.
Mit Zuckerschock und bewölktem Himmel liefen wir dann also los. Ich hab‘ mir im Vorfeld eine Liste mit allen Orten gemacht, die ich gerne in New York sehen würde und durfte dann für die nächsten Tage auch meistens den Reiseführer spielen.
Flat Iron Building, Grand Central Terminal, St. Patrick’s Cathedral, Rockefeller Center, Empire State Building, New York Public Library, Times Square, Hudson Yards und High Line Park. Jeder der sich schonmal mit New York befasst hat wird alle oder viele davon kennen. Orte die man auf jeder „Must Sees in New York City“ Webseite finden kann. Ich versuche ja eigentlich nicht allzu sehr in dieses klassische Touristen-Schema zu fallen, aber in New York war mir das komplett egal.
Was sich als eine der größten Herausforderungen für unseren gemeinsamen Urlaub herausgestellt hat war die Wahl des Essens. Zu viele Möglichkeiten. Wenn man auf Google Maps nach Restaurants gesucht hat wurde man von einer riesigen Auswahl an unterschiedlichen Restaurants erschlagen. Wenn man dann auch noch selber gar nicht weiß was man eigentlich essen will hat man ein Problem.
Tag 3 – History
Ein bisschen Geschichte und Kultur darf auf keinem Trip fehlen, deswegen haben wir Tag 2 mit einem Trip zu Ellis Island gestartet. Die kleine Insel vor Manhattan war bis in das frühe 20. Jahrhundert die erste Anlaufstelle für Einwanderer, die in New York per Schiff angekommen sind.
Gleich neben Ellis Island befindet sich Liberty Island. Ja genau, die Insel mit einem der bekanntesten Fotomotive der Welt – Die Freiheitsstatue. Ich hab‘ so oft gehört, dass die Statue of Liberty viel kleiner ist als man es sich vorstellt, was meine Erwartungen im Vorfeld ein bisschen geschmälert hat. Am Ende hatte ich dadurch dann genau den gegenteiligen Effekt: Für mich war sie dann größer als ich es erwartet habe.
Nach einer weiteren eiskalten Fahrt mit der Fähre (Ich Genie hab mir für den Trip keine Jacke mitgenommen) und dem teuersten, schärfsten Kebap den ich je gegessen habe waren wir auch schon beim 2. großen Punkt des Tages. Das One World Trade Center und das dazugehörige 9/11 Memorial. Die zwei großflächigen Wasserbecken mit den Namen der verstorbenen Menschen mitten zwischen Wolkenkratzern sind überwältigend. Mich gab es zwar noch nicht als die Anschläge am 11. September 2001 ganz Amerika und die Welt erschüttert haben, aber die merkwürdige Atmosphäre hab ich auch gespürt.
Den restlichen Tag haben wir damit verbracht ein paar weitere Touristen Stopps abzuklappern. Die Wall Street, das Rathaus von Manhattan, die Brooklyn Bridge und Manhattan Bridge und Dumbo, ein Teil von Brooklyn.
Nachdem wir es am Vortag schon von außen angeschaut haben sind wir abends noch ins Rockefeller Center auf die Aussichtsplattform gegangen um den Sonnenuntergang anzuschauen. So toll war der dann leider nicht. Dafür war der Blick auf Manhattan und besonders das Empire State Building bei Nacht umso cooler.
Abendessen gab’s an einem Ort, der nur so nach Lebensmittelvergiftung ausgesehen hat. Ein winziges japanisches Restaurant das man über ein kleines Treppenhaus eines Wohngebäudes erreicht hat. Das „Restaurant“ war eher eine Wohnung in die jemand 4 Tische gestellt hat. Wir waren die einzigen Gäste und haben vom 1. Stock auf die Straße schauen können. Der Tisch war wacklig und die Küche war teilweise ein Tresen im selben Raum wie die Tische. Immer wieder kamen Fahrrad-Lieferanten rein und raus um Bestellungen abzuholen. Das Essen war absolut gut und während wir langsam fertig wurden haben sich die zwei Köche und ein Lieferant an den Tisch neben uns gesetzt und selbst gegessen. Ich liebe sowas.
Ein japanisches Abendessen später war es auch schon fast Zeit wieder zurück zum AirBnB zu fahren, aber einen Punkt hatten wir dann doch noch. Am ersten Tag waren wir schon mal am Times Square während es hell war, den richtigen Effekt hat man jedoch erst wenn man nachts vorbeikommt. Genau das haben wir gemacht.
Tag 4 – Ach stimmt, hier leben ja Leute
Für den letzten ganzen Tag im „Big Apple“ (Der Name hat übrigens seinen Ursprung von Pferderennen hat mir Google gerade erzählt) gab es keine wirklichen Pläne und so schauten wir uns noch ein paar übriggebliebene Punkte auf der Liste an.
Little Italy und Chinatown liegen beide im südlicheren Teil von Manhattan. In einem Moment läuft man durch einen kleinen Park und sieht Menschentrauben bestehend aus asiatischen Omis und Opis die zusehen wie Karten gespielt werden und ein paar Blocks weiter reiht sich ein italienisches Restaurant ans nächste.
Mit der U-Bahn sind wir dann zum letzten großen Punkt auf der Sehenswürdigkeiten-Liste gefahren: Dem Central Park. Nachdem ich dort war kann ich überzeugt sagen, dass einem die Dimensionen erst so richtig bewusstwerden, wenn man mal im Park spazieren gegangen ist. Teilweise gibt es Flecken, da fühlt man sich wie mitten im Wald und man hört kein Gehupe und sieht auch keine Hochhäuser mehr.
Neben Besuchern wie mir gab es Kindergartengruppen, die zusammen Fußball gespielt haben, Baseball Mannschaften, die trainierten und Hunde, deren Pfoten sich über das Gras zwischen all dem New Yorker Beton freuten.
Tag 5 – Richtung Süden
Morgens holte uns ein Uber Fahrer in New Jersey ab und brachte uns zum Flughafen, der wieder mal am anderen Ende der Stadt gelegen ist. Wie das so ist kommt man bei einer einstündigen Fahrt irgendwann mit dem Fahrer ins Gespräch und wenn ich eine Sache in den USA gelernt habe dann, dass die Fahrer oft die lustigsten Geschichten haben (und meistens nicht aus Amerika kommen).
An diesem Tag war das nicht anders. Julian kommt aus Albanien und hatte erst gar nicht vor in New York zu bleiben, hat dann allerdings seine Frau kennengelernt. Nach einigen Minuten hat er uns dann Tipps gegeben wie man Business macht in den USA. Danke, I guess. Zum Abschluss gabs dann noch deutsch-albanischen Rap. Uber ist einfach immer wieder lustig.
Schlussendlich war unser New York Trip wohl eher ein Manhattan Trip.
Auf nach Miami………..
(Fortsetzung folgt)
Ben, mega gut geschrieben! Danke! Ich freue mich dich wieder in den Arm nehmen zu können… Genieße die letzten Wochen! Liebe Grüße, Anna 🌹
Benni, mein Schatz,…
….es ist immer wieder ein Genuss, deine Geschichten zu lesen. So ein kleines Bisschen habe ich das Gefühl, dabei zu sein…… okay, ein kleines Bisschen (weil du so blumig und anschaulich erzählst und beschreibst.) Köstlich!
Auf jeden Fall muss ich oft beim Lesen herzlich lachen und von den Fotos kann ich gar nicht genug bekommen.
Hab weiterhin Dein „the best time of my life“ Feeling und genieße die letzten Wochen mit Leib und Seele, mit Herz und Hirn. Bussi Mama
Servus Benny,
wieder a sauguader Bericht, bin scho gspannt auf den Teil 2.
Übrigens hamma mia des Wochenende Bsuach aus North Carolina ghabt, da John oda wia mia Baiern sagn da Hanse war da.
Vui Spaß no de restlichen oanahoib Monat, bleib gsund und wennst wieda dahoam bist derfst gern amoi im Büro vorbeischaugn.